Runter gehts immer - rauf gehts auch. Meistens!

Heute war es soweit. Der Tag 43 nach meinem Sturz von Bêla und den daraus resultierenden 6 Frakturen, sollte der Tag sein, an dem ich wieder einen Geländeritt wage! Ich habe mich langsam herangetastet. Am Mittwoch, also 6 Wochen nach dem Sturz, habe ich mich das erste Mal wieder auf mein Super Safty Horse Odina gesetzt. Sattel drauf und dann am Halfter ein bissel auf der Koppel geritten. Herrlich! Odinchen konnte es sich allerdings auch nicht nehmen lassen – man muss ihr zugute halten, dass ich Abends ritt, schon leicht in der Dämmerung – aus einer Ecke auf Odinaart durchzustarten... Rücken wegdrücken und Beine in die Hand.... Natürlich nur angedeutet, da ich sie sofort korrigierte, aber es rief bei mir natürlich mental und auch körperlich gleich die passenden Erinnerungen wieder wach. Unter dem Schulterblatt fing es an ein wenig weh zu tun und nach ein paar Schrittrunden und kleinen Trabs bin ich nach höchstens einer viertel Stunde Reiten wieder abgestiegen. Glücklich. Ja. Aber auch leicht gedämpft, da sich diese kleinen Schmerzen einstellten. Ich beschloss, am nächsten Tag noch einmal zu pausieren, nur Wandern mit Bêla für die Fitness und ansonsten: ganz langsam... Donnerstagmorgen war Carin da, meine Physiotherapeutin, deren Arbeit ich sehr schätze. Mit sanften Griffen und propriozeptivem Training haben wir weiter an der Verbesserung der Beweglichkeit und Kraft meiner lädierten linken Schulter gearbeitet. Am Freitagnachmittag habe ich mir das Safty Horse Ashley geschnappt. Ich wollte zum Briefkasten reiten, dann zum Reitplatz. Meist hab ich einen Plan im Kopf und ebenso meist ändere ich diesen Plan. Ich ritt mit Ash zum Briefkasten und entschied dann, zum See zu reiten. Auf dem Parkplatz dort wollte ich wie auf einem Reitplatz arbeiten. Als Abwechslung für Ash, der ja ohnehin am meisten von den drei Pferden auf dem Platz arbeiten muss. Ash war bissel drängelig. Immer wenn es Richtung Stall ging – schneller werden und die Hilfen erstmal ignorieren. Es kostete mich etwas Überwindung, Ruhe zu bewahren. Ich merkte, wie eine kleine Ängstlichkeit nicht wegzuleugnen war. Ich stieg erstmal wieder ab, ließ Ash ein paar Aktionen an der Hand machen und ging dann zum See. Ash lief schnurstracks ins Wasser. Es ist ja auch gerade sommerlich warm, die Pferde haben schon ordentlich Winterfell und er war sichtlich froh über die Abkühlung. Dann hab ich ihn ein bissel grasen lassen, ehe ich mich erneut in den Sattel wagte. Ich ritt Richtung nach hause, noch etwas unschlüssig, wie weiter. Aber dann bin ich doch zum Reitplatz gegangen. Inzwischen hatte ich, schon am See, die Trense herausgenommen und die Zügel ans Halfter gemacht. Auf dem Platz sind wir im Schritt und Trab ein paar Bahnfiguren gegangen. Dann probierte ich eine Übung, die ich noch nie mit Ash gemacht habe. Man trabt etwa 3m entfernt parallel zum Hufschlag die lange Seite entlang und stoppt direkt vor dem Zaun. Dann setz ich mich zurecht, wie ich es aus dem wunderbaren Buch „Reiten erschreiten“ gelernt habe und lade Ash zum Rückwärtstreten ein, was er prompt tut. Dann drehe ich mich zum Abwenden für eine 180° Drehung Richtung Zaun, Ash wendet und wir traben sofort an. Am Ende der langen Seite das selbe Spiel von vorn, nun mit einer 180° Drehung zur anderen Seite und wieder los im Trab. Ash macht es super! Beim 3. Versuch macht er es so spitzenmäßig, dass er auf meine Hilfe aus dem Kehrt in den Galopp geht. Herrlich!! Damit wird diese Übung sofort beendet. Ich steige ab und geh ein wenig im Schritt mit ihm umher. Später lass ich ihn noch seitwärts nach rechts und links treten. Ash prustet dann aufgeregt herum, da er die Kühe in der Ferne sieht und scheinbar nicht richtig deuten kann. Ich lass ihn ein wenig im Kreis um mich traben, damit er sich schön Biegen kann. Leg auch eine Stange auf den Boden, die ihn gleich zum Drüberhüpfen anregt. Irgendwie ist noch immer so eine kleine Restangst in mir, ich steig vorerst nicht auf. Wir laufen noch einmal zum See, Ash geht rein – ganz schnell - und genießt das kühle Wasser nach den Übungen auf dem Platz. Ich lass ihn wieder fressen und steige wieder auf, um nach hause zu reiten.

Abends schreib ich Moritz eine SMS und berichte, was ich mit Ash gemacht habe und dass ich mich unsicher fühle. Dr. Mo schreibt zurück: Sieh es doch lieber als Aufmerksamkeit anstatt es Unsicherheit zu nennen....

Hm, ich FÜHL mich ABER UNSICHER!!! Denke ich zuerst.

Aber, aber, aber.... wie wäre es, erstmal über den Vorschlag nachzudenken?!?! Also ich denke drüber nach und freu mich, dass Dr. Mo so einen schönen Satz geschrieben hat!!

Heute hab ich dann gar nicht erst bis zum Nachmittag mit dem Ausreiten gewartet. Gegen halb11 hab ich mir Ash gesattelt, das Telefon geschnappt, zur Sicherheit auf dem Hof Bescheid gesagt: „Ich mach eine kleine Waldrunde....falls das Pferd allein nach hause kommt, wißt Ihr, wo ich bin....“ und los gings. Runter vom Hof Richtung Wald. Ash minimal guckig, aber wenn man unsicher ist... scheint das gleich viiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeel guckiger als gewöhnlich. Also erstmal laufen. Runter kommen, innerlich ruhig werden. Du bist AUFMERKSAM! Nach 100m bin ich aufgesessen! Herrlich. Während des ganzen Ausrittes habe ich immer wieder in mich hineingespürt: was machst du gerade fest? Wo kannst du loslassen, besser sitzen? Je entspannter ich wurde, welch Wunder, um so entspannter das Pferd, jaja... Wir sind herrlich getrabt und galoppiert, haben ein paar Stops mit wunderbar leichten Rückwärtstritten a la „Reiten erschreiten“ hingelegt, einen Apfelbaum mit herrlichsten süßsauren Äpfelchen besucht und uns gelabt, das Wetter und die Natur und das REITEN und „mit dem Pferd sein“ in vollen Zügen genossen. Keine Angst. Nur Aufmerksamkeit. Vor allen Dingen auf die Aktionen meines Körpers. All das, was ich meinen ReiterInnen immer erzähle und sie anhalte zu tun umgesetzt. Hineinhorchen und – fühlen und entspannen....In diesem Sinne, ich freu mich drauf, demnächst auch wieder auf Bêla zu reiten. Dafür lass ich mir aber noch etwa ein Woche Zeit. Ihr Vielseitigkeitssattel muss erst mit Bügeln ausgestattet werden, durchrutschsicheren Bügeln. Bis dahin genieß ich die Ritte auf Ash und das Spazieren mit Bêla.

Mist! Ich habe keine Selfiemachverlängerungsvorrichtung und krieg kaum was vom Pferd mit aufs Bild!!