Altes Pferd - und nun?!
Gestern las ich folgende Anzeige in einer Facebookgruppe (einige Angaben geändert):
„Liebe Haflinger Stute als Beistellpferd abzugeben.
Nach langem überlegen haben wir beschlossen unsere Fine als Beistellpferd abzugeben. Sie wurde bei uns im Reitbetrieb im Kinderreithotel als Schulpferd eingesetzt, da sie jetzt schon zu schwer für die Kinder zum Reiten wird, und einfach schon schwach ist, wollen wir sie jetzt in den Ruhestand bringen wo sie ihr Leben als Pferd genießen kann. Wir wünschen für sie einen schönen Platz wo sie mit anderen Pferden ihr lebensende verbringen darf und auch glücklich ist als da wo sie jetzt steht. Sie ist super lieb im Umgang auch mit Kindern, nicht schreckhaft, ist herdenverträglich - eher rangniedrig.
keine Händler
kleines Handycap: Blind am linken Auge
Alter: nicht bekannt-schätze sie aber auf fast 30 Jahre
Größe: ca 1,52m
Standort: -
Preis 500€ vb
bei interesse gern PN“
Das gibt mir Stoff, für meinen neuen Blog! Unter diesem Post ist ein reger Austausch entbrand, die Einstellerin des Beitrags hat dann die Kommentarfunktion deaktiviert. Eine Idee war, man sollte doch eine Rentenversicherung für alte Schulpferde einführen. Das ist gar nicht so abwegig, finde ich!! Was tun mit alten Schulpferden?! Im besten Falle dürfen sie zu hause bleiben und den Lebensabend in gewohnter Umgebung bei Pflege, Futter, Auslauf und altersentsprechender Beschäftigung verbringen. Das o.g. Pferdchen wird auf 30 Jahre geschätzt und soll nun, halb blind auf seine alten Tage abgeschoben werden. Auch noch für 500 Euro.... Also wer so ein Pferd aufnimmt, dem gehört eigentlich noch etwas Geld dazugegeben oder?! Im Grunde genommen finde ich bei Fine, dass sie auf dem Hof bleiben sollte, damit Kinder, die in aller Regel unvoreingenommen an Tiere herangehen, sie kennenlernen können. Man kann sie sicher putzen, füttern, streicheln, vielleicht auch spazieren führen oder einfach nur in ihrer Box sitzen und ihr zusehen, wie sie ihr Heu verzehrt. Warum sollten Kinder das nicht sehen dürfen? Warum muss so ein altes Tier abgeschafft werden? Alt werden gehört zum Leben dazu und wer sein Leben lang gearbeitet hat, wie Fine, der sollte auch zuhause bleiben dürfen, wenn er kein Geld mehr verdienen kann. Was meint Ihr?
Wir haben Glück. Unser Odinchen (33) ist fit wie ein Turnschuh für ihr hohes Alter. Erst heute, am 6.11.18, war ich mit ihr 1,5h ausreiten in allen drei Gangarten bei bester Lauffreude. Hätte Odinchen woanders ihr zuhause, wäre sie vielleicht bereits seit Jahren tot, denn sie hat kaum noch Zähne und bekommt nun schon seit über 9 Jahren täglich Heucobs, seit viele Jahren hält sie das ausschließlich am Leben, denn ob frisches Gras oder kurzes, weiches Heu, sie kann schon seit etwa 2015 nichts davon mehr aufnehmen. Das geht enorm ins Geld, das gute Pferdchen mit den Cobs zu füttern. Ein 25kg Sack a ca. 18 – 19 Euro im Moment ist innert 4 - 5 Tagen aufgefuttert. Dazu gequetschten Hafer, der jeweils 24h in Wasser weichen muss, damit sie ihn überhaupt aufschließen kann und Maisflocken, damit sie in Form bleibt. Viermal am Tag wird sie gefüttert und braucht jeweils eine Stunde, um das Futter aufzunehmen. Schon die Logistik, sie Sommers wie Winters futtertechnisch durchs Jahr zu bringen ist eine Herausforderung. Aber sie ist eben unsere Odina! Die wird gehegt und gepflegt und der Gedanke, sie wegzugeben, da sie uns nur noch auf der Tasche liegt und ein jüngeres Pferd viel rentabler wäre, ist uns nie gekommen.
Es bleibt zu wünschen, dass sich immer mehr Menschen darauf besinnen, dass Tiere keine Gegenstände sind, die man benutzt und dann weggibt, wenn sie nicht mehr ihr Brot verdienen können. Genaugenommen hat sie auch niemand gefragt, ob sie bei uns ihr Futter verdienen wollen...Sie können vermutlich ganz gut ohne uns klar kommen.