Pferde und Motorräder

Ab April sind die Biker unterwegs, spätestens aber im Mai wird das Motorrad wieder zugelassen und Ende Oktober verschwinden meist die Schönwetterbiker wieder von den Straßen und das Autofahren wird etwas entspannter. Die Motorräder werden blank poliert und eingemottet für die nächste Saison. Wunderbar.

 

Mit unseren Pferdekumpels ist das ein wenig anders. Egal ob Sonnenschein, Wind, Regen, Schnee, Kälte, Matsche, Hitze oder Aprilwetter – die Tiere wollen versorgt sein und nicht nur das. Sie wollen bewegt werden, denn: wer rastet, der rostet. Und während es einem Motorrad egal sein kann, wenn es an einem Sommertag 10h gefahren wird, um das Fahrdefizit seines Besitzers aus dem Winterhalbjahr auszugleichen (....den Fahrriemen schleifen....), können unsere Pferde nicht im Sommer 10h von unseren Reitern bewegt werden und dafür im Winter pausieren. Ein Pferdebetrieb wie unserer braucht eine Stammkundschaft, die sich ganzjährig ihrem Hobby widmet. Pferdehöfe die Einsteller in ihren Boxen oder Paddocks haben können dem Winterhalbjahr gelassener entgegensehen. Die Besitzer der Pferde zahlen regelmäßig ihre Einstellgebühr. Wir sind und wollen uns nicht auf Einsteller ausrichten. Das geben unsere räumlichen Möglichkeiten einfach nicht her. Wir möchten mit einer kleinen Anzahl Pferden arbeiten, im Moment sind es drei und im kommenden Jahr sollen 1-3 Pferde hinzukommen, um einen vielseitigen Unterricht mit Pferden anbieten zu können. Und diese 3-6 Pferde benötigen kontinuierlich Bewegung, um sie gesund zu erhalten bis ins hohe Pferdealter. Odinchen, mit ihren 32 Jahren steht meiner Ansicht unter anderem deshalb so gut da, weil sie so lange sie bei uns ist kontinuierlich gearbeitet wurde. Drei bis viermal in der Woche hatte sie als Reit- oder Handpferd immer Bewegung. Wenn ein Pferdehof seine Pferde im Winterhalbjahr zusätzlich zur sonstigen Arbeit noch 3-4 mal pro Woche 1 – 1,5h bewegen muss, um sie fit zu halten, dann müßten die Pferdestundenpreise (Reitstunden mag ich es nicht nennen, da bei uns eben nicht nur geritten wird) verdoppelt werden und wer möchte das schon?? Ich nicht und du auch nicht. Daher lade ich alle Pferdefreunde herzlich ein, getreu dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung. – gelassen dem Winterhalbjahr entgegenzusehen und regelmäßig den Pferden hier einen Besuch abzustatten.

 

Wenn es mal arg schlechtes Wetter ist, dann können wir die praktische Arbeit draußen mit den Tieren etwas kürzer gestalten, falls uns friert und die Klamotten schon durchgeweicht sind und dafür im vorgeheizten Wagen einen Tee trinken, reitheoretische Dinge besprechen und „Trocken“übungen durchführen. Die Reittheorie kommt bei schönem Wetter meist etwas zu kurz, da wir direkt mit den Pferden arbeiten wollen, wenn die Sonne lacht. Und trotzdem ist das theoretische Verständnis wichtig, um den eigenen Umgang mit dem Pferd stetig zu verbessern.

 

Die kalte Jahreszeit läd darüberhinaus zu anderen Genüssen ein. Die Pferde haben ein weiches , kuscheliges Teddyfell und ein Ausritt kann dazu genutzt werden, direkt auf dem Pferderücken Platz zu nehmen und die Wärme der Pferde zu fühlen. Wenn die Zehen kalt sind, bringen 10min neben dem Pferd in Schritt und Trab schnell wieder Wärme in den Körper und es kann wieder aufgesessen werden. Der eigene Körper profitiert von der Bewegung draußen an der frischen Luft und nicht zuletzt ist das Ankommen zu hause mit der Gewissheit: ich hab was Gutes für mich getan und auch für´s Pferd, ein Ansporn, aus der Sofaecke hochzukommen oder? Ich freu mich jedenfalls auf Euch und viele Pferdstundengenüsse im Winterhalbjahr.