Erlebnis Reitkurs

Vorab herzlichen Dank an Sigrid, dass sie meinem Wunsch nachkam, täglich ein paar Zeilen zum KompaktKurs Partner Pferd zu notieren. Mit Sigrid haben wir den Kurs, der eigentlich aus 3 Wochenendmodulen besteht in einer Woche hintereinanderweg durchgeführt, da Sigrid aus Dresden kam und nicht drei Mal anreisen wollte.Also: auch das geht auf Anfrage, allerdings hat Sigrid schnell gemerkt, dass es sehr viel Stoff ist und es besser zu verarbeiten sein wird, wenn man zwischendurch immer einige Tage Pause macht....Na lest mal selbst:

1. Tag Sonntag Nachmittag

Einer meiner intensivsten Kindheitswünsche war, wie ein Indianer reiten zu können. Das Gefühl, auf einem Pferderücken sitzend, über Wiesen zu galoppieren, wollte ich 
selber am eigenen Körper erfahren und spüren. Auf einem Pferderücken saß ich ein paar Mal, aber mit selber Reiten hatte das nicht wirklich was zu tun. Das Pferd hörte wohl auf den Reitführer, aber nicht auf mich. Und ehrlich, so in einer Reihe mit mehreren Pferden vor sich hin zu hoppeln, von denen ausgerechnet meins eigentlich viel lieber Gras fressen wollte.., so hatte ich mir das in meinen Träumen nie vorgestellt. Schon lange kenne ich Petra, zuerst als Dozentin an der Dresdner HP Schule, dann als Freundin. Dass sie Tiere liebt, wusste ich längst, dass sie einen Reiterhof in Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut hat, auch. Aber heute bin ich das 1.Mal bei ihr in Zahren. Natur, Stille, Katzen, zwei Puten, Laufenten, auf der Wiese stehen die vier Pferde. Mein Domizil, ein liebevoll eingerichteter Wohnwagen am Rand des Grundstücks mit Blick auf die Felder. Petra zeigt mir den Hof, das Dorf, erzählt von den Dorfbewohnern, dann von den Pferden. Wir füttern polnische Möhren, gerecht zwischen ihnen geteilt. Stute Odina
kann nicht mehr gut kauen, sie bekommt eingeweichten Hafer. Bei diesem wunderbaren Pferd verliere ich jegliche Angst, sie hat freundliche, ermutigende Augen. Die anderen Pferde schauen eher fragend, was will die bei uns? Als wir uns den Pferden nähern, erklärt Petra, wie wir am Besten auf sie zugehen, ich hab das Gefühl beim Pferdeflüsterer zu sein und ein paar seiner Geheimnisse
zu erfahren. Dann bin ich dran. Am eisernen Pferd übe ich, wie man ein Knotenhalfter anlegt, immer wieder, es ist nicht schwer, aber ich bin aufgeregt. Geduldig zeigt es mir
Petra immer wieder, bis es klappt. Jetzt halftern am echten Pferd. Odina ist zauberhaft, geduldig, freundlich. Alles klappt. Nochmal übe ich mit Josie, der Braunen, die allerdings eher skeptisch blickt. Auch hier gelingt es nach einigen Versuchen. Jetzt darf ich Josie führen. Irgendwie hab ich alles gehörte vergessen, aber dann, das Pferd läuft mit, bleibt stehen, so wie ich es will. Streicheln, bedanken,
verabschieden nicht vergessen. Wir trinken gemeinsam noch einen Tee. Es ist kalt geworden. Nach dem Abendbrot kuschele ich mich ins Bett!

Beim Blick aus dem Quartier sind die Pferde zu sehen. Hier sind es Josi.... zumindest Beine und Bêla.

2.Tag

Ich werde geweckt vom Galoppieren der Pferde, Action herrscht auf dem Platz und Petra steht mittendrin. Später erfahre ich, dass Josie versucht hat 
die Zäune zu überspringen und Petra meine Begeisterung nicht teilte. Bevor die neuen Übungen losgehen, teste ich, ob ich das Halftern noch kann. Klappt sofort, auch an den Pferden, die wir von ihrer Weide holen. Auch wenn es ich möglicherweise sehr oft schreibe, Petra ist wundervoll. Geduldig, immer wieder erklärend, verstehend, wenn ich trotz größter Aufmerksamkeit wieder etwas vergesse. Sie beantwortet meine Fragen,
zum Teil, ohne dass ich sie stellen muss. Das Blechpferd bekommt eine Decke, die mit einem Gurt festgezogen wird. Mit Hilfe von leeren Kisten komme ich, trotz meiner 56 Jahre
problemlos nach oben. Ok, ungewohnt war es schon. Wenn ich mir nicht immer nur vorgenommen hätte, mich mehr gymnastisch zu ertüchtigen, wäre es tatsächlich
mühelos gelungen. Nun das Ganze endlich auf dem echten Pferd üben. Bela wartet schon, sie ist sich nicht so sicher, ob sie mein Übungspferd sein möchte. Ich nähere mich langsam von der Seite, mache kleine Bögen, um zu ihr zu gelangen. Begrüße Bela, aber sie rennt erstmal weg. Doch eigentlich ist sie zu neugierig, kommt zurück und lässt sich das Halfter anlegen. Petra hält sie , und ich kann Bela in aller Ruhe striegeln, sie kennenlernen. Pferdewitze verstehe ich noch nicht. Aber ich merke, mein Fokus lag zu sehr auf dem Akt des Reitens. Auf einmal lerne ich hier ein Pferd zu verstehen. Bela reagiert auf jede winzige Bewegung meiner Hüfte. Wieso hatten die Cowboys Sporen an den Schuhen? Meine innere Anspannung schwindet, fast so wie nach einer Meditation. Die Sonne scheint, das frühlingshafte Wetter lässt mich in den Pausen den Holzschaukelstuhl im Garten genießen. Heute Abend ging es erstmals richtig mit dem Reiten los. Das Wetter ist ideal . Klare kühle Luft, keinerlei Insekten. Doch zuerst halftern, striegeln, nochmal Übungen zum Führen, losgehen, stehenbleiben, aufsitzen, absteigen. Odina wird gesattelt. Ich steige auf und es geht los. Petra reitet den weißen, gepunkteten Wallach und führt mich mit Odina . Dann darf ich alleine reiten. Es geht über Wiesen und durch den Wald, einige Bäume liegen quer, der Waldbesitzer hätte hier lieber keine Reiter. Aber die Pferde stört es nicht. Mich auch nicht. Zurück umquert Odina allein die Baumhindernisse. Meine beiden Hände liegen am Widerist, erlauben Odina die Führung zu übernehmen. Nochmal ein paar Übungen, die Zeit ist schon vorbei.

Nach dem Ausritt und meist auch nach jeder Übungseinheit, dürfen die Pferde an der Hand etwas grasen. Das tun sie einfach am liebsten :-)
Ich versuche den Sattelgurt zu lockern.
Tag 3
Morgens holen wir die Pferde von der Weide, jeder nimmt  2 Pferde.
Sie sind mir immer noch etwas fremd, treiben ihre Spielchen mit mir.


Heute geht es mit Bela zum sandigen Reitplatz, dort reite ich im Schritt, Petra führt Bela an der Leine. Dann geht es  zum 1.Mal in den Trab. 
Hoppelt ganz schön, aber ich bin happy. Es klappt. Das probieren wir noch mehrere Runden. Bela versteht alles, was Petra sagt, sie trabt, hält,
macht was der Trainer will. Nach dem Mittagessen geht es geruhsam mit etwas Theorie weiter. Pferdebuttons erklären und einprägen. Wir spielen mit den Pferden das Freundschaftsspiel und Jo-Jo. , ich übe den Krallengriff am Rückwärts Button. Petra und Ferun sind zuerst mein Übungspferd. Anschließend kommt Ashley, das Echte. Sie nutzt meine Schwächen total aus, tut so, als gäbe es mich nicht. Frist weiter, egal wie ich an ihr rummzupfe,
fast zerre. Petra lacht," bring sie doch erst mal vom Gras weg." Da hätte ich auch wirklich selber drauf kommen können. Endlich kann ich wieder Reiten, zuerst im Schritt, dann im Trab. Das hätte ich gerne noch länger gemacht. Aber noch beim Einschlafen geht mir durch den Kopf: Rücken gerader, Becken rund wölben, Bauchnabel einziehen, Becken vorschieben, Schultern gerade,
Leine locker, Schnalzen, Beine reiben gegen die Fellrichtung, Traben , Becken vor , Leine mit Arm vor, Schnalzen, Füße andrücken, bei Odina die Fersen.

Mit Ashley...der natürlich ein er und keine sie ist, aber ist das wichtig?!? - üben wir auf unserem "Eieroval".

Am 30.4. auf der Burg Penzlin - Sigrid meint, noch nie so ein schön aufgeschichtetes Feuer zur Walpurgisnacht gesehen zu haben und macht "knipps."

Tag 4
Zum 1. Mai findet ein besonders schönes Highlight statt. Wir fahren  mit Moritz in seiner selbstgebauten Kutsche durch die herrliche Landschaft. 
Trotz fehlendem Regen sind die Wiesen saftig grün, alles blüht. Den Tag beschließen wir mit dem Ausritt in den Wald, eingebettet sind verschiedene Übungen.

Am schönsten finde ich, Petra, dass Sigrid meist so ein fröhliches Lächeln im Gesicht hat...

Tag 5
Inzwischen wirkt alles hier vertraut, doch noch längst herrscht keine Routine. Wir holen wie immer die Pferde von der Weide .
Später beim Satteln fühle ich mich, wie der erste Mensch, wie funktionierte nochmal diese  Schnalle, wie herum muss die Decke, der Sattel?
Wir trainieren auf den Sandplatz, ich muss mich konzentrieren, finde die Übungen heute schwierig.
Präsent sein,  im Jetzt bleiben, sobald meine Gedanken abdriften, nutzt  es das Pferd für eigene Ideen.
Rechts und links erscheint auf dem Sandplatz problematisch, wo  befindet sich welches Orientierungsbild, Zahlen wären wohl einfacher für mich, 
wohin sollte ich nochmal wie reiten? Am Abend sind wir mit Ashley und Odina unterwegs, wir reiten durch den Wald im Schritt, Trab und nun auch im Galopp. Das Reitgefühl ist
noch nicht wie in meinen Träumen, aber es ist bereits wunderbar. Unsere Zuschauer sind Rehe, ein Fuchs und Hasen, die Kraniche begleiten uns mit ihren Rufen. Wenn das nicht idyllisch ist, was dann ?

"Das Baby schauckeln" - Sigi und Odina sind ganz bei der Sache. Die vielen Übungen am Pferd vermitteln Sigrid ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen, sagt sie mir.

Tag 6
Wir wiederholen viele Übungen, erst auf dem eisernen Schaukelpferd, war das nicht erst fest?, dann werden die echten  Pferde von der Weide geholt. 
Ashley bekomme ich immer noch nicht aus dem Gras zum Halftern, als würden sich ihre Zähne am Gras festbeißen. Petra hilft, nun klappt es mühelos. Am liebsten würde ich mal solange warten, bis sie von alleine zu mir kommen, oh diese Idee habe ich wohl von Niclas Sparks., dessen Buch der
Pferdeflüsterer ich in Petras Bücherregal entdeckt habe, und Abend für Abend lese. Aber wahrscheinlich wäre der Kurs dann vorbei, oder mir viel zu kühl, es sind nur noch 8 Grad tagsüber. Manchmal kommt die Sonne kurz raus, dann ist es herrlich. Gemütlich gehe ich mit Petra die Reitbahn entlang, ganz als wären wir zwei Pferde, die miteinander reden. Doch schubsen wir einander nicht, zwischen
uns ist klar, wer das Sagen hier hat. Neugierig blickte Ashley in meine Richtung. Aber Josi, das jüngste und lebendigste Pferd, soll heute mein Übungspferd sein. Gestern wollte sie schon unbedingt mitkommen, als ich sie rufe, bemerke
ich, wie sie überlegt. Ich rufe sie nochmal. Einmal zu viel. Josi rennt ein paar Schritte weg, Bela kommt und Josi versteckt sich hinter ihr, so dass ich von keiner Seite mehr an
sie herankomme. Es machte mir nichts aus, Ich erkenne ihr Spiel und merke, ich kann es mitspielen. Nach ein paar Minuten kommt Josi zu mir. Wir üben ein paar Griffe, Rückwärts gehen, ran kommen, Pferdehinterteil zur Seite drehen. Anschließend führt Petra Josi an der Leine, ich sitze ohne Sattel nur mit einer Decke, auf ihr, mit einen Riemen zum Festhalten. So kann ich jede Bewegung
des Pferdes viel besser spüren. Für Josi war es anstrengender, als für mich. Wieder befreit von mir, rennt sie windschnell zu den anderen Pferden. Der Abend ist einfach am Schönsten. Die Pferde sind gesattelt und los gehts. Erst reiten wir im Wechsel zwischen Schritt, Trab und Galopp, Dann Schritt und Trab beim aneinander Vorbeireiten. Wieder mal warteten 2 Rehe auf uns, eins rennt gefühlt ewig vor uns her.

Mit Josi beim Führen üben - später gehts auch auf´s Pferd.

Tag 7
Es ist sonnig und trotzdem kühl. 
Wir gehen zum sandigen Reitplatz, errichten aus Tonnen , Balken und Reifen einen Hindernisparcour.
Dann geht es zur Weide. Alles klappt unproblematisch.
So macht es Spaß. Routine hat eben auch was.
Mit den Pferden marschieren wir zum Hof, ich geh vorneweg, mit Odina und Ashley. Die beiden werden gestriegelt und gesattelt.
Inzwischen erscheinen die vielen Seile, Riemen, Schnallen, Schlaufen mir nicht mehr wie ein undurchsichtiges Gewirr aus irgendwelchen imaginären Strippen.
Wir führen die Pferde zum Sandplatz. Diesmal ist die Übung wesentlich einfacher. Statt von Blume zum Mondgesicht geht es über  Balken und  im Schlängellauf an 
den Tonnen vorbei. Zunächst führe ich Odina nur, so können wir uns beide einprägen, wie und welche Übungen wir anschließend reiten. Dann aufsitzen und im Schritt
gelingt es perfekt. Nun wechsele ich auf Ashley. Sie durfte inzwischen grasen, ist ganz munter und macht alles fröhlich mit. Fast euphorisch beginnt die letzte Runde, aber jetzt bleibt
Ashley stehen. Alles schnalzen, sämtliche Hüftschwünge, Fersen geben,nützt nichts. Nach meinem 5. verzweifeltem Versuch loszureiten, setzt Ashley sich wieder in Bewegung, als wäre nichts gewesen. Nun wird alles geübte auf dem Feldweg probiert. Ashley geht von rechts nach links. Was ist los? Ziel war es in der Mitte des Weges zu bleiben. Als würde ich ein Auto übersteuern. So sanft wie möglich versuche ich gegenzulenken. Es gelingt endlich , wir reiten den Weg geradeaus, ich bin nun diejenige, die
bestimmt wo es lang geht. Abends Reiten wir wieder aus. Es geht zur Havelquelle und zum Mühlteich, aber zum Schwimmen ist es zu kalt. Sonntag früh muss ich die Autoscheiben vom Eis frei kratzen, die Pferde schnauben mir zum Abschied leise zu.

Mit Ashley im Parcour. Erst alles gemeinsam zu Fuß bewältigen und dann auf ihm.

Alles klappt super - ich, Petra, bin stolz auf die Zwei!!

Odina labt sich an der Havelquelle.