Bei uns wir gelobt - und zwar nicht nur der Reitschüler!

Warum tun Pferde für uns was sie tun? Ich weiß es nicht. Ganz ehrlich. Was ich aber weiß ist, sie tun es um so lieber, wenn der Pferdeführer oder Reiter mit ihnen verbunden ist und das Band der Verbindung wird gehalten durch die Aufmerksamkeit, das im Moment sein, dass der Pferdemensch seinem Pferd schenkt. Es ist faszinierend zu beobachten wie Pferd und Reiter zusammensein können. Wie ist die Verbindung zwischen ihnen im Moment? Gibt es eine? Reißt sie immer wieder ab? Was passiert, wenn die Verbindung da ist? Wann und warum reißt sie ab? Wie kann ich aktiv meine Verbindung halten? Auch als Reitanfänger, der ich soviel mit mir zu tun habe?

Ich bin mit einer jungen Reiterin unterwegs und obgleich ich sie bisher, wir haben einige Reitunstunden im Laufe der letzten 10 Tage miteinander verbracht, immer wieder darauf hingewiesen habe, ihr Pferd zu loben, wenn es tut, was es tun soll, fällt das Lob recht spärlich aus. Manchmal denkt sie dran, oft nicht. Und es kommt, wie es kommen muss - sie kommt recht schnell an ihre Grenzen mit unserer alten Stute. Muss immer wieder und immer vehementer ihre Forderungen durchbringen.

Ich weiß nicht so recht, wie ich es ihr noch mehr begreiflich machen kann, als in mir die Frage aufblitzt: was hast du denn in deinen anderen Reitstunden übers Loben gelernt??

Es stellt sich schnell heraus, dass das bisher nie ein Thema war. Loben. Scheint man nicht drüber zu sprechen, in manch anderen Ställen. Es wurde nicht explizit erwähnt und meine Reiterin hat nun Mühe, meiner Aufforderung nachzukommen, das Pferd nach JEDER gelungenen Aktion zu loben. Egal ob ich losreite, anhalte, die Gangart wechsel, über Stangen steige, mich um Bäume biege, Stehenbleibe beim Aufsteigen oder Satteln usw. usf. All das ist für mich ein Anlaß, meinem Pferd freudig mitzuteilen, dass es eben gerade alles richtig macht und im besten Fall lobe ich auch noch so, dass das Pferd spürt, wie sehr es mich begeistert und wie wenig selbstverständlich das ganze ist - so selbstverständlich es für die meisten Menschen auch scheint.

Ich erkläre dem Mädchen, dass ich überzeugt bin, dass ihr freudiges Lob das Pferd dazu animieren wird, schneller und zuverlässig ihre Anfragen nach Tempo, Anhalten Gangarten wechseln ect. umsetzen wird. Und tatsächlich: am kommenden Morgen nimmt sich die junge Reiterin meine Worte zu Herzen und läßt Odina viel Lob und Anerkennung zukommen. Und auch wenn nun nicht jede Anfrage ganz prompt vom Pferd mit dem gewünschten Verhalten umgesetzt wird (es gibt ja noch viele andere Gründe, dass etwas beim Reiten nicht klappt wie erwartet), bemerkt das Mädchen, dass Odina freudiger bei der Sache ist und besser mitarbeitet als am Vortag.

Ich denke, das Loben ist eine sehr gute Möglichkeit, die Verbindung zu halten. Wenn ich lobe, nehme ich das Pferd und seine Aktion nicht als selbstverständlich hin. Ich muss aufmerksam sein, um zu bermerken, ob und wann mein Pferd das gewünschte Verhalten zeigt und genau im richtigen Moment, nämlich sofort im selben Augenblick loben. Allein dadurch komme ich ein Stückweit im Moment an und genau drauf kommt es beim Reiten an. Und natürlich nicht nur dort!

Also: viel Spaß beim im Moment sein mit den Pferden! Wir sehen uns!

Pures Vergnügen mit dem Pferd :-)